KARLHEINZ STOCKHAUSEN

Stockhausen Scores

Zusatz MISSION und HIMMELFAHRT

Stockhausen Gesamtausgabe auf CD

Die unter Mitwirkung von Karlheinz Stockhausen entstandenen Aufnahmen seiner Werke werden seit 1991 in einer Gesamtausgabe auf Compact Discs veröffentlicht. Kenntlich gemacht ist jede CD-Ausgabe durch Stockhausens Signatur mit einer laufenden Nummer im Kreis. Die Nummern folgen weitgehend der historischen Reihenfolge der Werke. Stockhausen hat bei diesen Aufnahmen als Realisator der Elektronischen Musik, als Dirigent, Spieler, Klangregisseur, musikalischer Leiter mitgewirkt, die Aufnahmen abgemischt und CD-Mastering, Texte, Graphik gemacht.

  • Compact Discs können beim Stockhausen-Verlag bestellt werden: Kettenberg 15, 51515 Kürten, Deutschland (www.stockhausenCDs.com).

Karlheinz Stockhausen
MISSION und HIMMELFAHRT
Ergänzung zur Tontechnik und Klangregie

(Zusatztext zur Partitur vom 23. März 1998.)

Zu der Anweisung im Partiturvorwort: "Ab Takt 120 müssen die beiden Instrumente in jedem Fall verstärkt werden" usw. möchte ich hinzufügen, daß nur ein Mikrophon auf Ständer für beide Instrumente sich am besten bewährte. Man benötigt dazu genügend Zeit zum Ausprobieren, um den richtigen Abstand der Instrumente vom Mikrophon für eine ausgewogene Balance und einen guten Mischklang zu erzielen.
    Dieses Mikrophon soll auf nur einen Flachbahnregler im Mischpult geschaltet werden, oberhalb dessen direkt der Knopf für die Panorama-Regulierung
linksrechts eingebaut ist. Es bedarf also eines Mischpultes, auf dem dieser Panoramaregler nicht weiter entfernt ist.
    Man muß den Flachbahnregler mit der linken Hand vor und zurück und gleichzeitig den Panoramaregler mit der rechten Hand links- und rechts - herum bewegen. Die Kombination dieser Bewegungen ergibt den Eindruck, daß sich der Klang ellipsenförmig von nah (laut) zu fern (leise) aus dem Bühnenraum heraus- und wieder hineinbewegt.
    Die Bewegung soll also immer kontinuierlich sein. Bei Rauschen
(Takte 130, 135136, 139), Flatterzunge (T. 131132), Kußgeräuschen (T. 132) und Clicks (T. 134) soll man den Klang möglichst nah (laut) vorbeifliegen lassen. Die Umkehrung der Bewegungskreise
(rechtsherum linksherum ) soll mit Abschnitten der Musik möglichst übereinstimmen.
    Was die Anweisung betrifft: "Die beiden fliegen ganz langsam und ruhig an der Decke des Auditoriums", so habe ich seit den ersten quasi konzertanten Aufführungen von MISSION und HIMMELFAHRT die Rota - tionsbewegungen in Takt 155 allmählich beschleunigt (rechtsherum und linksherum wechselnd) bis zu sehr schnell und ganz unregelmäßigen, schnellen Bewegungen beider Regler auf dem Höhepunkt (Ende 2. Zeile), dann ganz allmählich verlangsamt bis zum Stillstand vorne in der Mitte vor der letzten Fermate.
Drei Aufnahmen dienen als Beispiele meiner Bewegungen: MICHAELs REISE auf
CD  30 B  und MISSION und HIMMELFAHRT auf CD  32 B  der Stockhausen-Gesamtausgabe, sowie MICHAELs REISE Solisten-Version auf CD der Firma ECM, SERIES 1406 (1992).
    Diese Beispiele sollte der Klangregisseur genau imitieren lernen, bevor er eventuell eine eigene Version probiert.

Um diese Raumprojektion zu üben, muß man eine monophone, gut balancierte Aufnahme von Takt 121 bis Schluß machen, diese mit zwei Lautsprechern und einem kleinen Mischpult stereophonisch regeln, die geregelte Bewegung stereophonisch aufnehmen und mit meinen Beispielen vergleichen. Man sollte dieses Üben so oft wiederholen, bis man befriedigende Ergebnisse erreicht. Natürlich wird bei Proben und Aufführungen in einem Saal die gegebene Akustik neue Veränderungen mit sich bringen, aber man ist zumindest gut vorbereitet für diese nicht leichte Aufgabe.
    Es muß jedenfalls ein neues Bewußtsein für die Verantwortung und Kunst der Raumprojektion entwickelt werden. Die Zuhörer beurteilen eine Musik danach, wie sie im Raum erklingt. Klangregie muß so sorgfältig geprobt werden wie das Spielen der Klänge.


MOMENTE Originalpartitur MICHAELs REISE UM DIE ERDE